Wer behaust hier wen?

Sozial-ökologische Wohnungsfragen in und für die Postwachstumsstadt

Es ist wohl schon seit jeher eine Grundfrage der Menschheit: Wie wollen wir wohnen? Wer behaust wen – und auf welche Weise? Die Wohnung ist ein notwendiger Anker und Ort des Rückzugs für uns als Individuen. Und gleichzeitig bildet sich die Struktur einer Gesellschaft wohl nirgends besser ab als in der Art und Weise des Wohnens: Jurten, Plattenbauten, Penthouses? Spekulationsobjekt oder Gemeinwohl? Generationenübergreifend oder Ein-Personen-Haushalt? Wohnungspolitik ist daher sowohl Ausdrucksform als auch Spiegelbild dessen, wie wir uns als Gesellschaft konstituieren.

Dabei findet Wohnungspolitik immer auch im „Haus der Erde” statt, wie es der Bund deutscher Architektinnen und Architekten (2019) in gleichnamiger Erklärung so treffend beschrieb: „Die Wahrung unserer Lebensgrundlage darf nicht dem freien Spiel der Märkte anheimgestellt werden. Die Frage, wer wen behaust, weist also nicht nur in eine gesellschaftspolitische, sondern auch in eine klimapolitische Richtung, in der (Wohnungs-)Politik und Wirtschaft im Rahmen planetarer Grenzen und im Kontext der Endlichkeit ökologischer Ressourcen zu sehen sind. Sie knüpft damit auch an Diskussiozu einer “starken Nachhaltigkeit” an, die sich um eine Ablösung des vielkritisierten Drei-Säulen-Modells durch das Vorrangmodell der Nachhaltigkeit dreht. Statt der vermeintlichen Gleichrangigkeit werden tatsächlich vorhandene Beziehungen und Abhängigkeiten stärker sichtbar gemacht: Keine Wirtschaft ohne Gesellschaft (z.B. unbezahlte Care-Arbeit), weder Wirtschaft noch Gesellschaft ohne Ökologie.

Die Wohnungskrise muss also im Spannungsfeld sozial-ökologischer Mehrfachkrisen verortet werden, die insbesondere durch gesellschaftliche Wachstumsorientierung und -zwänge verursacht werden. Aus Sicht von Postwachstumspolitiken lohnt sich der Verweis auf die Perspektive der starken Nachhaltigkeit: Wohnungsmärkte sind letztlich in gesellschaftliche (Re-)Produktionsprozesse eingebettet, die wiederum nur durch das fragile „Haus der Erde“ ermöglicht werden. Nach einer Herausarbeitung der sozialen und ökologischen Dimension gegenwärtiger Wohnungsfragen formuliert der Beitrag drei konkrete, bislang wenig beachtete Hebelpunkte: Ein Neubau-Moratorium zur Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme, die Begrenzung des individuellen Wohnflächenkonsums sowie die verdrängungsneutrale Steigerung der energetischen Sanierungsquote. Zuletzt werden wohnungspolitische Akteurslogiken und multiple Strategien beleuchtet.

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